52
waren, Chemikalien: (Chromgrün, Anilinfarben) Maschinen,
Nadeln, Lederwaren werden hier angefertigt.
Südlich von Aachen liegen E upen mit lebhafter Tuch-
fabrikation und M a Im ed y mit bedeutender Lederfabrikation.
Andere Industriegebiete sind noch: im südlichen
Westerwald das sogenannte Kannebäcker Land und der
Hunsrück, wo die Achatschleiferei betrieben wird.
Schon seit dem 14. Jahrhundert blüht im Westerwald die Töpferei.
Die reichen Tonlager von vorzüglicher Güte haben diesen Gewerbezweig
hervorgerufen.
Der wichtigste Erzeugungsort ist Höhr, nordöstlich von
Koblenz, wo allein 60 Fabriken mit weit über 600 Arbeitern
bestehen (»Rheinische Töpferwaren« : Einmachetöpfe, Bierkrüge).
Auch die Achatschleiferei ist ein seit langer Zeit be-
triebener Industriezweig. Seinen Hauptsitz hat er in dem
oldenburgischen Fürstentum Birkenfeld (Oberstein), wo ein Fünftel
der Gesamtbevölkerung in den Schleifereien (50) beschäftigt ist.
Handel.
Die überaus reiche Mannigfaltigkeit der Erwerbsverhält-
nisse hat auch einen äußerst lebhaften Güteraustausch hervor-
gerufen.
Es gelangen aus den verschiedenen Erdteilen zur Ein-
fuhr Rohstoffe der mannigfaltigsten Art: als Wolle, Baum-
wolle, Seide, Jute, Erze, Farbstoffe, Halbedelsteine, Getreide,
Mastvieh und vielerlei Nahrungs- und Genußmittel.
Dagegen führt das rheinisch-westfälische Industriegebiet
aus : Schiffs- und Eisenbahnbedarfsgegenstände, Kanonen,
blanke Waffen, Schneidewaren, Heizmaterial, Tuche, Seiden -
und Baumwollstoffe, Papier, Chemikalien, Zucker, Schokolade,
Obst, Wein, Ton-, Porzellan- und Steingutwaren, Mühlsteine
und dergleichen mehr.
Verkehr.
Ein engmaschiges Eisenbahnnetz, fast 4000 km, steht
dem Personen- und Güterverkehr zur Verfügung.
Die wichtigsten Verkehrszentren sind Köln, Elberfeld,
Essen und St. Johann-Saarbrücken. Auch an schiffbaren
Wasserstraßen ist kein Mangel.
Die wertvollste Verkehrsader bildet der Rhein (S. Rhein-
schiffahrt), der die großen Industriebezirke mit der Nordsee in
Verbindung bringt.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein]]
TM Hauptwörter (200): [T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral]]
— 25
Da jedoch einzelne Zweige der Industrie (Bierbrauerei,
Baumwollweberei, Strohhut- und Anilinfabrikation) sowie die
Landwirtschaft einschließlich Viehzucht erheblich über Bedarf
erzeugen, so ist die Ausfuhr in den entsprechenden Produkten
bedeutend. Die Einfuhr erstreckt sich naturgemäß auf Mine-
ralien (Kohlen, Eisen), auf Rohbaumwolle, Seide, Tabak, Wein,
Obst und Kolonialwaren: Zucker, Kaffee, Gewürze, Tee.
b) Verkehr. Ihm dienen zunächst die Wasserstraßen.
Welchen wirtschaftlichen Wert besitzen die Gewässer des
Alpenvorlandes?
a) Der wirtschaftliche Wert der Flüsse dieses Gebietes ist sehr
gering. Von den rechtsseitigen Nebenflüssen der Donau sind Iiier, Lech,
Isar wegen ihres reißenden Laufes nur flößbar, wenn auch zum Teil auf
beträchtliche Strecken.
Dagegen ist der Inn als der einzige schiffbare Nebenfluß auch
der wertvollste.
Von noch geringerem Werte für die Schiffahrt sind die linksseitigen
Nebenflüsse: Altmühl, Naab, Regen.
Auch die Donau hat nur geringen wirtschaftlichen Wert, wenn schon
unter allen genannten Flüssen den bedeutendsten.
Ungleich günstiger steht es mit dem Bodensee.
Auf ihm herrscht ein äußerst reger Verkehr. Denn einmal
führen bis zu seinen Ufern 8 Eisenbahnen, deren Endstationen
durch die rings um den See führende »Bodenseegürtelbahn«
verbunden sind.
Sodann vermitteln noch zahlreiche Dampfschiffahrtslinien
den Grenz verkehr (siehe Lindau).
b) Eisenbahnen.
Das Eisenbahnnetz ist wegen der geringen Bevölkerungs-
zahl und infolge des unbedeutenden Binnenhandels ziemlich
weitmaschig. Es besteht fast nur aus Hauptlinien, die das
Vorland durcheilen, und an die die größte Zahl der Neben-
bahnen noch keinen Anschluß hat. Die Länge der Haupt- und
Nebenbahnen betrug 1903/04 6752,1 km.
Von um so größerer wirtschaftlicher Bedeutung sind die
Haupteisenbahnlinien, da sich auf ihnen ein lebhafter Per-
sonen- (Fremden-) und Güterverkehr vollzieht. Dadurch
sind einige Städte (München, Rosenheim) zu bedeutendem Auf-
schwünge gelangt, während sich andernteils Städte einstiger
Größe (Augsburg, Regensburg) zu neuer Blüte entfaltet haben.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
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— 65 —
1. Bodenbau.
Es sind namentlich zwei Kulturgewächse, die sich innerhalb
des Harzvorlandes einer ganz besonderen Pflege erfreuen,
nämlich der Spargel und die Zuckerrübe.
a) Spargelbau. Den unbestrittenen Mittelpunkt dieses
Zweiges des Bodenbaues in Deutschland, ja der ganzen Welt,
bildet Braunschweig. 6000 Morgen Landes in nächster Um-
gebung dieser Stadt dienen allein der Spargelkultur. Der
jährliche Ertrag beläuft sich auf 60 000 Zentner im Werte von
fast 3 Mill. Mark. In Braunschweig (Stadt und Land) bestehen
42 Fabriken, die sich nur mit dem Konservieren des Spargels
befassen und rund 8000 Personen, nur Frauen und Mädchen,
mit dem Schälen desselben beschäftigen.
Die Hauptabsatzgebiete sind außer dem gesamten
Deutschland Dänemark, Skandinavien, Ägypten, Ost- und
Westafrika, Südamerika, Australien, Singapore, Manila, also
Gegenden, in denen die zarten Gemüse der gemäßigten Zone
nicht gedeihen.
Außer dem Spargel werden vor allem noch Erbsen und
Bohnen in großem Umfange konserviert.
Die Gesamtproduktion an Konserven beträgt in Braun-
schweig 15 Mill. Kilodosen, ihr Wert 10 Mill. Mark.
Neben den Konserven werden auch noch sogenannte
Präserven (Dörrgemüse) in großen Massen hergestellt.
Braunschweig (128 000)
war früher eine blühende Handels- und Hansestadt ; es war der Kreuzungs-
punkt der Straßen Hamburg—leipzig, Hamburg—frankfurt, Bremen—
Leipzig, Lübeck—frankfurt a. M.
Da die Handelsstraßen der Neuzeit eine andere Richtung nehmen
und Magdeburg und Hannover günstigere Eisenbahnverbindungen erhielten,
so wurde es von diesen Städten überflügelt.
Unter den Industriezweigen Braunschweigs nehmen noch eine
beachtenswerte Stellung ein: die Glas- und Pianoforte-
industrie, die Wurst- und Fleischwarenfabrikation.
An Wurstfabriken, von denen einzelne mehrere Hundert
Gesellen beschäftigen, gibt es 13.
Von den 56 Druckereien des Herzogstums entfallen 30
auf die Stadt selbst.
b) Der Zuckerrübenbau. (Braunschweig.)
Neben dem Spargelbau hat sich ferner der Zuckerrübenbau
zu hoher Blüte entfaltet. In der Zuckerfabrikation zählt das
Braunschweiger Land zu den Zentralplätzen des Reiches.
Wolff —Pflug, Wirtschaftsgeographie. I. 5
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
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TM Hauptwörter (200): [T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital]]
eine Wollwäscherei und -kämm e rei mit ebenfalls 1400 Ar-
beitern.
Sie bezieht ihr Rohmaterial vornehmlich aus den La Plata-Staaten,
Australien und Südafrika. Der Wert desselben beträgt 35 Mill. Mark.
Hildesheim (42 000) bildet den Stapelplatz der landwirt-
schaftlichen Erzeugnisse seiner fruchtbaren Umgebung. Es
besitzt großartige Zuckerraffinerien und eine bedeutende Eisen-
industrie, die namentlich landwirtschaftliche Maschinen und
Kochherde in allen erdenklichen Größen und mit den prak-
tischsten Einrichtungen für Militärküchen, Krankenhäuser,
Schiffsküchen herstellt.
Am westlichsten Punkte der Mittelelbe liegt Magdeburg
(206 000), ebenfalls eine wichtige Industriestadt.
Ihre Eisenindustrie liefert: Lokomobilen, Panzerplatten,
Kanonen, Fahrräder und landwirtschaftliche Maschinen. Es
bildet sodann den Stapel- und Handelsplatz ländlicher Erzeug-
nisse, wie Getreide, Zucker, Zichorien, Kohl (Sauerkraut).
Zum Schlüsse seien noch zwei Industriezweige erwähnt:
a) Die Textilindustrie, und zwar die Jutefabrikation
im Braunschweigischen. Es gebührt diesem Ländchen der Ruhm,
diesen wichtigen Industriezweig zuerst eingeführt zu haben.
Heute sind hier rund 150 000 Spindeln und 7000 Webstühle
im Betrieb, die etwa 2500 Arbeiter beschäftigen. Die wich-
tigsten Erzeugnisse sind Läufer, Teppiche, Tischdecken, Vor-
hänge, Säcke. Von letzteren werden jährlich 10 000 000 Stück
angefertigt.
b) Die Kalk- und Gipsbrennerei am Südabhange des
Harzes. Von den etwa 50 000 000 kg Gips, die hier gebrannt
oder gemahlen werden, geht ein großer Teil als Stuck- oder
Putzgips nach Holland, Dänemark, Skandinavien, Rußland,
Amerika und Ostasien.
F.
Sachsen und seine Umrahmung'.
Ausdehnung1. Die natürliche Landschaft, die wir mit
dem Namen »Sachsen« bezeichnen, dehnt sich zu beiden Seiten
der mittleren Elbe aus, umschließt im Westen das Gebiet der
Mulde mit der Elster, im Norden den östlichen Teil der Provinz
Sachsen.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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Extrahierte Ortsnamen: La_Plata-Staaten Australien Hildesheim Magdeburg Holland Dänemark Skandinavien Amerika Ostasien Sachsen Sachsen
81
Görlitz (75 000), merkenswert als Eisenbahnknotenpunkt und
Industriestadt (Tuch). Tuchfabriken finden sich ferner in
Sagan und Lauban.
Auch hat im Hügellande die Zucker-, Holzstoff-,
Papier-, Zündholz-, Glas- und Porzellan- (Bunzlau)
fabrikation große wirtschaftliche Bedeutung erlangt.
Ii.
Die schlesische Ebene.
Lage. Sie breitet sich zwischen dem schlesischen Hügel-
lande und dem südlichen Höhenzuge zu beiden Seiten der
Oder aus.
Fruchtbarkeit. Gleich dem Hügelsaum ist auch die
Ebene, allerdings fast nur auf dem linken Oderufer, mit
einer fruchtbaren Lößschicht bedeckt. Nur an wenigen Stellen
greift die Lößdecke auf das rechte Ufer hinüber; die übrigen
Gelände auf dieser Seite sind wegen des ausgedehnten Sand-
bodens unfruchtbar. Dies gilt auch von der Westecke Nieder-
schlesiens.
Die wichtigsten Bodenbaubezirke finden sich demnach
nur auf dem linken Ufer, und zwar vornehmlich in Mittel-
schlesien.
1. Bodenbau. Derselbe liefert in Mittelschlesien Getreide
aller Art in reicher Fülle, weshalb man diese Landschaft auch
die Kornkammer Schlesiens nennt. Neben dem Getreide be-
hauptet die Zuckerrübe einen hervorragenden Platz; auch
Zichorien, Flachs und Tabak (Ohlau) nehmen einen breiten
Raum ein.
Bei Grünberg und Glogau betreibt man Wein- und
Obstbau, in Liegnitz und Umgegend vor allem Gemüsebau.
Große Flächen Landes sind hier mit Zwiebeln, Gurken und
Kohl bepflanzt.
2. Die Viehzucht, besonders die Zucht der Merinoschafe,
steht auf hoher Stufe.
3. Dasselbe gilt von der Forstwirtschaft; denn Schlesien
ist sehr reich bewaldet (29°/0). Die größte Ausdehnung zeigen
die Waldungen in Nieder- und Oberschlesien.
Den wirtschaftlichen Mittelpunkt der schlesischen Ebene
bildet Breslau (400 000). Durch seine bevorzugte Lage in der
fruchtbaren Ebene und am schiffbaren Oderstrome ist es ein
Haupthandels- und Stapelplatz für die landwirtschaftlichen
Wolff —Pflug, Wirtschaftsgeographie. I. ß
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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103 —
zu einer schätzenswerten Einnahmequelle der Landwirtschaft
werden kann. Vor allem wäre zu wünschen, daß wir in
unserm Obstverbrauch nicht in immer größerem Maße vom
Auslande abhängig würden. In den letzten zwanzig Jahren ist
die Obsteinfuhr auf mehr als das Dreifache gestiegen, während
die Ausfuhr zurückgegangen ist.
Es betrug die Einfuhr im Jahre 1902 an frischem und
getrocknetem Obst 48,9 Mill. Mark, die Ausfuhr bezifferte sich
auf nur 2,3 Mill. Mark.
3. Der Weinbau.
Allgemeines. Der Weinbau nimmt nur einen verhältnis-
mäßig geringen Prozentsatz (0,2 °/0) der Bodenfläche in
Anspruch. Das Rheintal mit seinen seitlichen Nebentälern
bildet das Hauptweinbaugebiet des Deutschen Reiches. Die
klimatischen Verhältnisse sind aber für den Weinbau bei uns
nicht annähernd so günstig wie in Frankreich, Spanien, Por-
tugal, Italien und Österreich-Ungarn. Daher fallen auch die
Erträge in bezug auf Quantität und Qualität sehr verschieden
aus; so wurden im Rheingau im Jahre 1896 86 100 hl, zwei
Jahre später nur 66 000 hl geerntet. Aber trotz der großen
Schwierigkeiten, mit denen die deutschen Weinbauer zu kämpfen
haben, erfreuen sich die deutschen Weine einer großen Beliebt-
heit im In- und Auslande, und sie werden wesentlich höher
bezahlt als diejenigen der oben genannten Länder. Die durch-
schnittliche Produktionsmenge beträgt etwa 3 bis 4 Mill. Hekto-
liter, Italien gewinnt jährlich mehr als 30 Mill. Hektoliter.
Unsere Einfuhr an Faß-, Flaschen-, Schaumweinen und Wein-
beeren stellte sich im Jahre 1902 auf 53,4 Mill., die Ausfuhr
auf 21,6 Mih. Mark.
Weinbaubezirke.
a) Der Rheingau am Südfuße des Taunus liefert die
besten Weine. Die wichtigsten Weinorte sind hier Rüdesheim,
Aßmannshausen, Johannisberg, Hochheim, Markobrunn, Rauental
und Geisenheim. Aßmannshausen ist bekannt durch seinen
schmackhaften Rotwein. Wiesbaden ist der Hauptplatz für
den Handel mit Rheingauweinen.
b) Rheinhessen liefert ebenfalls vortreffliche Rot- und
Weißweine. Für erstere steht Oberingelheim in gutem Rufe.
Nierstein, Oppenheim, Laubenheim, Bodenheim, Worms (Lieb-
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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104
frauenmilch) und Bingen (Scharlachberger) produzieren die
besten Weißweine.
c) Rliein-, Nahe- und Ahrtal. Im Rheintal werden an
verschiedenen Orten gute Qualitäten gezogen, besonders in
Oberwesel und Bacharach, doch ist in dem engen Tal wenig
Raum für den Anbau der Rebe. Die Weine des Nahetales
kommen zwar an Güte weder den Rheingau-, noch den Mosel-
weinen gleich, finden aber immerhin guten Absatz. In dem
Ahrtal gedeiht trefflicher Rotwein; die besten Marken sind die
von Walporzheim, Altenahr und Ahrweiler.
d) Moseltal. Berühmt sind die Weine des Moseltals, be-
sonders diejenigen der Mittelmosel zwischen Trier und Kochern.
Die bekanntesten Marken sind Piesporter, Brauneberger, Bern-
kasteler Doktor, Zeltinger, Trarbacher und Trabener.
e) Die Rheinpfalz liefert die ihres milden Geschmackes
wegen geschätzten Pfälzerweine. Die besten Sorten erzeugen
Forst, Deidesheim, Ruppertsberg, Wachenheim und Dürkheim.
f) Elsaß-Lothringen übertrifft bezüglich der Produktions-
menge alle bisher genannten Weinbau gebiete. Elsaß liefert
mehr Weiß-, Lothringen vorzugsweise Rotweine; doch sind
auch die unterelsässischen Rotweine behebt.
g) Maintal. Die Weine des Maintals und einiger Seiten-
täler (Tauber- und Saaletal) sind unter dem Namen Franken-
wein bekannt. Sie werden ihres kräftigen Geschmackes und
vorzüglichen Aromas wegen sehr geschätzt. Als die vorzüg-
lichsten Marken gelten die Würzburger Stein- und Leistenweine.
h) Neckarland. Am mittleren und unteren Neckar ge-
deihen stellenweise recht gute Weine, doch ist der Export gering,
da der gewonnene Wein größtenteils in Württemberg selbst
verbraucht wird. Groß ist der Konsum an Most.
i) Baden baut an den Abhängen des Schwarzwaldes, am
Bodensee (»Seeweine«) und an den Abhängen des Odenwaldes
Weine von verschiedener Güte. Als gute Qualitätsweine gelten
Markgräfler und Affentaler. Die »Seeweine« sind ähnlich wie
die Grünberger Weine in Schlesien ihres herben Geschmackes
wegen dem Spotte verfallen.
B. Forstwirtschaft.
1. Allgemeines.
Die deutsche Forstwirtschaft hat sich in den letzten Jahrzehnten
zu hoher Blüte entwickelt. An Stelle des früher betriebenen Raubbaues,
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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TM Hauptwörter (200): [T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
— 106
Deutschland steht wohl mit seiner hochentwickelten Forst-
wirtschaft, die auf einer sicheren wissenschaftlichen Grundlage
ruht, unerreicht da. Aus den gut organisierten Forstakademien
des Deutschen Reiches (Eberswalde, Münden, Tharandt,
Aschaffenburg, Eisenach u. a.) geht ein trefflich geschultes
Forstpersonal hervor.
In erster Linie hegt die wirtschaftliche Bedeutung des
Waldes in seiner Fähigkeit, Brenn- und Nutzholz in reicher
Menge zu liefern. Doch sind die Ansprüche, die heutzutage
Holz- und Papierindustrie, Maschinen- und Schiffbau, Bergbau,
sowie die vielen Eisenbahnanlagen an die Produktionskraft
des deutschen Waldes stellen, so bedeutend, daß er nicht im
entferntesten imstande ist, dieselben zu befriedigen. Daher
findet eine starke Holzeinfuhr, namentlich aus Österreich-Ungarn,
Rußland, Finnland, Schweden und der Union, statt. Der Ein-
fuhrwert für Bau- und Nutzholz, für Faßdauben, Schleifholz und
Holz zur Zellulosefabrikation bezifferte sich im Jahre 1902 auf
195,2 Mill. Mark.
Außer Holz liefert der Wald verschiedene recht schätzens-
werte Nebenprodukte, wie Rinde, Holzkohle, Pech, Harz, Beeren,
Pilze, Streu, Gras und Wild.
Im übrigen äußert sich die Bedeutung des Waldes darin,
daß er die Feuchtigkeit sammelt und in zahlreichen Bächen
nach den verschiedensten Richtungen langsam verteilt, ver-
heerende Winde bricht, im Flachlande flüchtigen Sand bindet,
das Klima günstig beeinflußt und zum Wohlbefinden der
Menschen, die in seiner stärkenden Luft körperliche und
geistige Erholung finden, beiträgt,
Als ein wirtschaftlich beachtenswertes Moment mag zum
Schluß noch die Tatsache hervorgehoben werden, daß die
Forstwirtschaft meist noch dort betrieben werden kann, wo
ungünstige Boden- und Terrainverhältnisse den Betrieb der
Landwirtschaft nicht mehr zulassen.
C. Die Viehzucht.
1. Allgemeine Bedeutung-.
Die Viehzucht steht in engem Zusammenhange mit der
Landwirtschaft; ja, die Rentabilität der letzteren hängt gegen-
wärtig in nicht geringem Grade von dem Betriebe der ersteren
ab. Eine den Verhältnissen der Landwirtschaft entsprechende
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Tharandt Aschaffenburg Eisenach Finnland Schweden
— 107
Viehzucht schließt große Vorteile in sich. Neben der Ge-
winnung von Stalldünger, der an Wert alle künstlichen Dünge-
mittel übertrifft, ermöglicht die Viehzucht eine nutzbringende
Verwendung der Wiesen und des Weidelandes, wie auch eine
rationelle Feldwirtschaft, indem brachliegendes Land durch den
Anbau von Futterkräutern nutzbar gemacht wird. Verschiedene
Nebenprodukte des Ackerbaues und der landwirtschaftlichen
Gewerbe (Zuckerindustrie und Brennereibetrieb), wie Treber,
Abfälle von Rüben, geringwertige Kartoffeln u. a. m., können
als Nahrungsmittel für das Vieh am zweckmäßigsten verwendet
werden. Durch die Aufzucht von Nutzvieh und den Absatz
von Schlachtvieh, Geflügel, Butter, Käse und Eiern erweist sich
die Viehzucht als eine wichtige Einnahmequelle, deren Be-
deutung besonders dann steigt, wenn niedrige Getreidepreise
oder geringe Ernten an Körnerfrüchten dem Landmann nicht
die erwarteten Einnahmen bringen. Die Viehzucht geht in
ihrer Bedeutung aber weit über den Rahmen der Landwirtschaft
hinaus; sie liefert neben den für die Volksernährung unent-
behrlichen Nahrungsmitteln auch wertvolle Rohstoffe, wie Wolle,
Häute, Felle, Därme usw., für Industriezwecke.
2. Zweige der Viehzucht und deren geographische
Verbreitung.
a) Pferdezucht. Von Seiten des Staates wird ihr eine
große Sorgfalt zugewandt, da er ein Interesse daran hat, seinen
Bedarf an Militärpferden möglichst im Inlande zu decken.
Berühmt sind die staatlichen Gestüte zu Trakehnen, Neustadt a.o.
und Graditz. In höchster Blüte steht die Pferdezucht in Ost-
preußen, Oldenburg, Hannover und Schleswig-Holstein. Hier
bieten die großen Weideplätze neben kräftiger Nahrung den
Füllen hinreichende Gelegenheit, sich gehörig auszutummeln.
In Mittel- und Süddeutschland ist, einige Gebiete ausgenommen,
die Pferdezucht von geringer Bedeutung.
Der große Bedarf an Pferden, den das Inland nicht an-
nähernd decken kann, macht eine starke Einfuhr nötig. Die
Haupteinfuhrländer sind Belgien, Dänemark, Rußland, Öster-
reich-Ungarn, die Niederlande und Frankreich. Im Jahre 1902
wurden nicht weniger als 111667 Stück im Werte von 92,4 Mill.
Mark eingeführt. Die Ausfuhr war unbedeutend.
b) Rindviehzuclit. In der Rindviehzucht nimmt Deutsch-
land unter den Ländern Europas einen hervorragenden Platz
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital]]
Extrahierte Personennamen: Treber
Extrahierte Ortsnamen: Oldenburg Hannover Schleswig-Holstein Belgien Niederlande Frankreich Europas
— 109
erreichte die Einfuhr an Schweineschmalz im Jahre 1902 die
Höhe von 85,4 Mill. Mark.
e) Geflügelzucht Sie ist im Verhältnis zum Bedarf an
Fleisch, Eiern und Bettfedern gering. Obwohl ein einträglicher
Nebenerwerb der Landwirtschaft, befaßt man sich doch nicht
in genügendem Umfange mit ihr, daher gehen alljährlich große
Summen für Geflügel, Eier und rohe Bettfedern ins Ausland,
namentlich nach Österreich-Ungarn und Rußland. Im Jahre 1902
betrug die Einfuhr in diesen Artikeln 180,9 Mill. Mark.
D. Fischerei.
1. Allgemeines.
Erst in neuerer Zeit wendet man in Deutschland dem
Fischereibetrieb größere Sorgfalt zu. Die Binnenfischerei sucht
man durch künstliche Fischzucht zu heben, und auf hoher See
sorgt die Kriegsmarine für den Schutz der deutschen Fischer.
Diese Fürsorge gründet sich zum Teil auf die Bedeutung der
Fische als Volksnahrungsmittel. Der Verbrauch hat sich fort-
gesetzt gesteigert und damit auch unsere Abhängigkeit vom
Auslande; denn wir sind bei weitem nicht in der Lage, unseren
Bedarf durch den Ertrag der inländischen Fischerei zu decken,
besonders sind wir auf die Einfuhr von Seefischen angewiesen.
Der Import an gesalzenen Heringen allein bezifferte sich im
Jahre 1902 auf 49,9 Mill. Mark. Gegen das Jahr 1899 bedeutet
das eine Steigerung der Einfuhr um 14 Mill. Mark. Unsere Haupt-
lieferanten waren Großbritannien, die Niederlande und Norwegen.
Für frische, gesalzene und geräucherte Fische gingen außerdem
noch über 37 Mill. Mark ins Ausland. Die deutsche Ausfuhr an
Fischen überhaupt bewertete sich im Jahre 1902 auf nur
5,5 Mill. Mark. Unter diesen Umständen ist es sehr zu schätzen,
daß sich die Regierungen und zahlreiche Vereine die Hebung
der deutschen Fischerei zur Aufgabe gemacht haben.
2. Binnenfischerei.
Die Erträge der Binnenfischerei sind in den letzten Jahr-
zehnten merklich zurückgegangen. Das erklärt sich einesteils
aus der übermäßigen Ausnutzung der Gewässer durch die
Fischer, zum anderen hat die rasche wirtschaftliche Entwick-
lung Deutschlands ungünstig auf die Binnenfischerei ein-
gewirkt. Die im Interesse des Verkehrs vorgenommenen Strom-
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TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Niederlande Norwegen Deutschlands